Wie
war es nochmal? Ein Haus bauen, einen Sohn zeugen, einen Baum pflanzen: die
drei Dinge, die jeder Mann in seinem Leben tun muss. Heute sieht es etwas
anders aus. In diesen Zeiten der Selbstverwirklichung und des „Personal
Brandings“, muss jeder, der auf sich hält, vor allem Eines lernen: sich selbst
zu präsentieren.
Ein
prominenter Vertreter dieses Selbstdarstellungsethos ist Armin Mueller-Stahl.
Das Multitalent spielt Thomas Mann ebenso überzeugend wie einen russischen
Mafioso, schreibt liebevolle Kurzgeschichten und findet noch die Muße dazu,
rätselhafte Bilder zu malen, wie diejenigen, die vor wenigen Jahren den Einband
des letzten Brockhaus zierten. Auch Axel Prahl, der durch seine Rolle als
lustiger Ermittler im „Tatort“ zum Liebling des deutschen Fernsehpublikums
wurde, veröffentlichte letztes Jahr eine Rock-CD, an die sich zweifelsohne zwei
oder drei deutsche Zuhörer erinnern werden. (Konzerte in Schweinfurt und
Luckenwalde sind angekündigt.)
Nun
hat Daniel Brühl ein Buch über seine spanische Geburtsstadt geschrieben, das ab
heute erhältlich ist. Der Titel: „Ein Tag in Barcelona“. Dort erzählt der Star
(„Good Bye, Lenin!“, „Inglourious Basterds“), der 1978 als Sohn eines deutschen
TV-Regisseurs und einer spanischen Lehrerin geboren ist, Anekdoten aus seinem
Leben, während er den Leser auf einen imaginären Spaziergang durch Barcelona
einlädt.
Eine
Liebeserklärung soll es werden, schreibt Brühl. Aber eine ehrliche, die auch
die Schattenseiten der Stadt nicht verschweigt. Denn wie Brühl mit kritischem
Geist bemerkt, ist es auch leicht, das sonnige Barcelona nicht zu mögen –
„provinziell, geizig, klein“ kann man diese „hippe, architektonisch saucoole
Metropole plötzlich finden“. So erfährt man auch etwas über die hässlichen
Vororte Barcelonas oder die frühere Toiletten-Kultur in Katalonien (nämlich,
dass es keine gab).
Leider
bleibt unklar, an welche Zielgruppe sich das Buch richtet. Mal liest es sich
wie ein pikantes Bekenntnis („Dann lachten wir beide – und knutschten. Aus der
Beziehung wurde leider trotzdem nichts“), mal wie ein lehrreiches Sachbuch
(„Die Franco-Diktatur war nicht nur eine sehr rechte und katholische
Angelegenheit, sondern auch eine sehr spanisch-nationalistische“) und oft wie
ein Kinderbuch („Je länger ich an das Essen denke, desto lauter wird das
Knurren in meinem Magen. Damit könnte ich Hannibal, die Römer, die Mauren und
Napoleon gemeinsam vertreiben!“).
Auch Brühls Beteuerung, das Buch biete keinen Kitsch in „rosa Vicky Cristina Barcelona-Farben“, ist nicht ganz richtig. Dem Leser begegnen brummende Kellner, köstliche Paellas, spanische Frauen mit tiefer Stimme, Boule-Spieler und einen mutigen Torero – „typisch für Spanien“ halt, wie Brühl selbst schreibt.
Doch trotz Klischees und phantasievollen Metaphern („Ein Popsong wie eine eisgekühlte Zitronenlimonadenflasche“), kann man etwas lernen. Zum Beispiel, dass der britische Autor George Orwell im Spanischen Bürgerkrieg für die Republik kämpfte, das Camp Nou 100 000 Fußballfans fasst, Spanien nach Sonne, Eau de Cologne, Tabak und Tortillas riecht – und auch wie man, wenn man Daniel Brühl ist, Mädchen nicht anmachen soll.
Denn natürlich geht es im Buch vor allem um eins: um Daniel Brühl. Wie er erklärt, soll es „ein persönliches Buch werden“. Und das ist es auch. Das Bild, das von ihm entsteht, ist im Übrigen das Gleiche, was die meisten seiner Filme vermitteln: ein gutmütiger, aufrichtiger, netter Jungen mit dem „schönsten Spitzbubenlächeln“ (laut dem „Stern“).
Im Großen und Ganzen ist das Buch aber eine taugliche Sommerlektüre. (Schade nur, dass wir schon Mitte September haben!) Und der Fairness halber muss man sagen, dass das Buch der zweite Schritt eines größeren, lobenswerten Vorhabens ist, nämlich den Deutschen die spanische Kultur näher zu bringen. So eröffnete Daniel Brühl letztes Jahr ein Tapas-Restaurant in Berlin Kreuzberg, in dem Einheimische und gentrifizierende Neuberliner Seite an Seite den Geschmack des südeuropäischen Landes genießen können. Eine völkerverständliche Bestrebung, die in diesen unruhigen Zeiten der Eurokrise nur willkommen sein kann. Eine Meldung über eine baldige Daniel-Brühl-Flamenco-CD liegt allerdings noch nicht vor.
(Daniel Brühl: "Ein Tag in Barcelona", Ullstein, 2012, 192 Seiten, 18 Euro.)
Auch Brühls Beteuerung, das Buch biete keinen Kitsch in „rosa Vicky Cristina Barcelona-Farben“, ist nicht ganz richtig. Dem Leser begegnen brummende Kellner, köstliche Paellas, spanische Frauen mit tiefer Stimme, Boule-Spieler und einen mutigen Torero – „typisch für Spanien“ halt, wie Brühl selbst schreibt.
Doch trotz Klischees und phantasievollen Metaphern („Ein Popsong wie eine eisgekühlte Zitronenlimonadenflasche“), kann man etwas lernen. Zum Beispiel, dass der britische Autor George Orwell im Spanischen Bürgerkrieg für die Republik kämpfte, das Camp Nou 100 000 Fußballfans fasst, Spanien nach Sonne, Eau de Cologne, Tabak und Tortillas riecht – und auch wie man, wenn man Daniel Brühl ist, Mädchen nicht anmachen soll.
Denn natürlich geht es im Buch vor allem um eins: um Daniel Brühl. Wie er erklärt, soll es „ein persönliches Buch werden“. Und das ist es auch. Das Bild, das von ihm entsteht, ist im Übrigen das Gleiche, was die meisten seiner Filme vermitteln: ein gutmütiger, aufrichtiger, netter Jungen mit dem „schönsten Spitzbubenlächeln“ (laut dem „Stern“).
Im Großen und Ganzen ist das Buch aber eine taugliche Sommerlektüre. (Schade nur, dass wir schon Mitte September haben!) Und der Fairness halber muss man sagen, dass das Buch der zweite Schritt eines größeren, lobenswerten Vorhabens ist, nämlich den Deutschen die spanische Kultur näher zu bringen. So eröffnete Daniel Brühl letztes Jahr ein Tapas-Restaurant in Berlin Kreuzberg, in dem Einheimische und gentrifizierende Neuberliner Seite an Seite den Geschmack des südeuropäischen Landes genießen können. Eine völkerverständliche Bestrebung, die in diesen unruhigen Zeiten der Eurokrise nur willkommen sein kann. Eine Meldung über eine baldige Daniel-Brühl-Flamenco-CD liegt allerdings noch nicht vor.
(Daniel Brühl: "Ein Tag in Barcelona", Ullstein, 2012, 192 Seiten, 18 Euro.)
© HDCA, 2012